Samstag, 21. April 2012

Zwei alte Mangel-Witze

Wenn man die Sorgen eines Volkes verstehen will, sind Witze manchmal eine ganz gute Quelle. Daher zwei Witze aus sowjetischer Zeit, die aber bis heute helfen, Menschen zu verstehen:

Über den quantitativen Mangel:

Vater und Sohn trinken zusammen Tee. Da beschwert sich der Sohn: "Papa, der Tee, den wir trinken, schmeckt einfach nicht." Der Vater wird wütend: "Diese Jugend von heute! Dein Großvater hat von diesem Teebeutel getrunken, ich trinke mein ganzes Leben lang von diesem Teebeutel, und da kommst du auf einmal an und beschwerst dich, dass der Tee nicht schmeckt!"

Und über den qualitativen Mangel

Eine Zeitungsmeldung: Zugunglück. Der ganze Güterzug ist abgebrannt. Nur ein Waggon blieb verschont. Dieser Waggon war voller Streichhölzer.

Montag, 9. April 2012

Christus ist auferstanden. - Er ist wahrhaft auferstanden.

Die Kartage (Gründonnerstag bis Ostersonntag nach dem katholischen Kalender - nach dem orthodoxen fangen sie erst am 12.4. an) durfte ich in Serebropolje feiern, einem kleinen Dorf in der Nähe von Omsk. Dort hat die katholische Kirche ein Haus gebaut, in dem alte Menschen gemeinsam wohnen dürfen. Betreut wird dieses Haus von einer Deutschen namens Regina. Bisher ist es noch nicht eröffnet, nur die "Gründerin", Baba Ella, eine Deutsche, die ihr Grundstück dafür zur Verfügung gestellt hat, und eben Regina wohnen dort. Daneben steht eine kleine Kirche (um diese Jahreszeit nicht mehr mitten in Schnee und Eis, dafür mitten im Schlamm), in der wir die Gottesdienste gehalten haben, mit etwa 10-20 Teilnehmern. Das Dorf insgesamt ist in keinem guten Zustand. Immerhin sind die Häuser bewohnt, aber in manchen regiert der Alkohol (außer in den Häusern der Baptisten). Viele Menschen haben schwer behinderte Kinder. Um so schöner war es, die Beichten zu hören und die Gottesdienste zu halten. Denn gerade in der Osternacht wurde deutlich, dass das Licht stärker ist als die Dunkelheit. Und Baba Ella hat erzählt: frühmorgens am Ostertag standen ihre Freunde, die Baptisten, unter ihrem Fenster und haben Osterlieder gesungen. Es war wirklich eine Freude, sich mit den Worten zu begrüßen, mit denen man sich an Ostern begrüßt:

Christos voskres. - Voistinu boskres.
Christus ist auferstanden. - Er ist wahrhaft auferstanden.

Montag, 2. April 2012

Karwoche und Ostern

Mittlerweile hat die Karwoche angefangen (jedenfalls die katholische, die orthodoxe lässt noch ein paar Tage auf sich warten). Am Palmsonntag durfte ich morgens die Messe für die vier Schwestern des Karmels in Novosibirsk halten. Sie leben in strenger Klausur, nehmen also nicht an den Gottesdiensten in der Stadt teil. Das war sehr bescheiden, aber wie immer sehr feierlich, was den Gesang angeht. Am Gitter im Besuchszimmer haben wir angefangen, dann sind die Schwestern innerhalb der Klausur in die Kapelle gezogen, ich außerhalb. Etwas später kam dann mein eigentlicher Feiertag: Während der Messe in der Bischofskirche durfte ich Beichte hören. 15 Minuten vorher habe ich angefangen, und erst kurz vor dem Schlusssegen war ich fertig. Daran schloss sich dann eine Katechese-Stunde mit Jugendlichen an. Diese Jugendgruppe kenne ich gut, und mich freut immer wieder, wie interessiert sie sind, sich mit dem Glauben zu befassen.

Am Dienstag der Karwoche ist Chrisammesse (Messe mit Weihe der heiligen Öle und Versammlung der Priester), und dann werde ich in ein kleines Dorf bei Omsk fahren, um dort an den Kartagen die Gottesdienste zu halten. Dort wird wohl nur eine ganz kleine Gruppe sein, aber um so mehr freue ich mich auf diese Aufgabe.