Sonntag, 18. November 2012

Wie es in Tomsk ist...

..., das kann eigentlich nur ermessen, wer Novosibirsk kennengelernt hat. Novosibirsk ist eine Großstadt mit kurzer Tradition, erst 1893 entstand der Ort für die Arbeiter, die eine Eisenbahnbrücke über den Fluss Ob' bauen sollten. Zu dieser Zeit hatten die Stadtväter von Tomsk, das seit 1604 bestand und schon lange Sitz eines Gouverneurs war, schon entschieden, dass ihre Stadt - sozusagen - lieber Tübingen als Stuttgart, lieber Göttingen als Hannover sein sollte. Denn die Hauptlinie der Eisenbahn lief auf ihren Wunsche weit südlich an Tomsk vorbei. Aber immerhin hat die Stadt die älteste Universität in Sibirien, 1878 durch Kaiser Alexander II., den großen Reformer, gegründet. Auch sonst gibt es viele alte Gebäude: klassizistische Bauten aus Stein, v. a. für Verwaltung, Hochschulen u. a., und typisch sibirische Holzhäuser.

Auch die Katholiken haben in Tomsk eine lange Tradition: 1808 gab es schon so viele katholische Kaufleute, dass Kaiser Alexander I. die Gründung einer Pfarrei anordnete und mitten in der Stadt ein Grundstück zur Verfügung stellte, um die Kirche zu bauen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen dann nach jedem polnischen Aufstand hunderte von polnischen Katholiken dazu, Mitte des 20. Jahrhunderts dann Deutsche, Litauer und Ukrainer. Diese Vielzahl an Traditionen prägt die Stadt bis heute, auch die Universitäten.