... ist nicht
der, der nicht friert, sondern der, der sich warm anzieht. So lautet eine
sibirische Redensart. Und das war in der Tat etwas, das mich im letzten Jahr
überrascht hat: sich abzuhärten, Kälte auszuhalten, alles das spielt für die
meisten Leute keine große Rolle. Sie ziehen sich eher wärmer an und eher früher
warm an, als in Deutschland. Schon bei 0° sieht man praktisch niemanden ohne
Wintermantel und Mütze. Auch Wohnungen und Autos sind wahrscheinlich wärmer als
in Deutschland – Energie sparen spielt keine große Rolle, wozu auch, das Gas
steht ja in Hülle und Fülle zur Verfügung!
Andererseits ist
die Liebe zum Schnee, zu Schneeballschlachten, Skilanglauf; Schlittschuhlaufen
ungebrochen. Und es ist schön, in der Stadt Figuren aus Eis zu sehen. Es macht
Freude, wenn man von langer Arbeit am Schreibtisch müde ist oder morgens noch
nicht richtig fit, für fünfzehn, zwanzig Minuten sich die Kälte um die Nase
ziehen zu lassen. Nur reiben sollte man die Nase von Zeit zu Zeit, v. a. bei
mehr als 25° Frost; im letzten Jahr habe ich das nicht gewusst, und als ich in
ein Geschäft kam, sprach mich die Verkäuferin an, dass ich wohl Erfrierungen an
der Nasenspitze davontragen würde. Das war nicht der Fall, aber erschreckend
bleich war sie schon – die Nasenspitze, nicht die Verkäuferin!
Fazit: Winter in
Sibirien ist alles in allem eine schöne Zeit, mindestens bis Mitte Januar...