Montag, 14. Januar 2013

Exerzitien mit Jugendlichen

Meinem Mitbruder Johannes Kahn und mir war es nach einem Experiment zumute: Wie wäre es, einmal sechzehn- oder siebzehnjährigen Jugendlichen Exerzitien zu geben? Nicht Besinnungstage, sondern wirkliche, wenn auch kurze, Exerzitien - drei Tage mit Schweigen, Betrachtungen, Messe, Einzelgespräch, Gewissenserforschung, Anbetung - und natürlich Schneeschaufeln. Dazu fand sich dann auch eine kleine Gruppe: vier Jugendliche aus Novosibirsk, zwei aus Bratsk (etwa 24 Stunden mit dem Zug entfernt; es kam natürlich eine Erwachsene mit).
Am 2. Januar nachmittags reisten alle an. Ihre Telefone haben wir uns herausgeben lassen, wozu alle ohne Mühen bereit waren. Stattdessen haben wir den Eltern unsere Nummern gegeben. Eine Einführung, dann konnte es losgehen.
Eine brenzlige Situation mussten wir überstehen, weil wir einen Punkt nicht ganz richtig eingeschätzt haben: Wir haben am Anfang gerade den Jungs nicht genug Arbeit gegeben. Das muss schon sein, sonst wissen sie nicht, wohin mit ihrer Energie. Aber das Wetter war gut, und die Eingänge und Einfahrten unseres Hauses von Schnee zu befreien, war obendrein ein gutes Werk. Zugegeben, ganz klassisch haben wir die Tage nicht gestaltet: eine Betrachtungszeit war jeden Tag gemeinsam, auch den Tagesrückblick (Gewissenserforschung) am Abend habe ich jeweils angeleitet. Außerdem haben wir in den Tagen drei kleine Austauschrunden gehalten, in denen jeder kurz erzählen konnte, was ihn oder sie gerade bewegt.
Sehr interessant waren die Einzelgespräche: Auf der einen Seite haben die Jugendlichen sie genutzt, um Fragen zu Glauben und Gebet zu stellen, wozu sie sonst wenig Gelegenheit haben. Andererseits kam dabei ans Licht, dass manche von ihnen sehr fähig sind zu intensivem persönlichem Gebet.
Und als am 5. Januar nach der Messe beim Abendessen wieder geredet werden durfte, bestätigte sich, was auch sonst immer wieder zu beobachten ist: Trotz (oder wegen) des Schweigens war aus den Jugendlichen (und uns) eine echte Gruppe geworden - eine Gemeinschaft im Gebet. Persönliche Gebetserfahrung und Gemeinschaft im Gebet - zwei sehr wichtige Dinge für Jugendliche in einem Land, in dem es wenig praktizierende Gläubige und ganz wenig praktizierende Katholiken gibt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen